Folgende wahre Begebenheit trug sich damals
in den Wintermonaten 1961/62 zu:
Ende Oktober 1961 sollten ungefähr ein Dutzend Rinder eines Großenbacher Landwirts von der Weide heimgetrieben werden. Die Weide lag mitten in einem Waldstück. Da sie vom Frühjahr bis zum Herbst kaum Kontakt mit Menschen hatten waren die Tiere sehr scheu geworden. Als sie gerade die Umzäunung verlassen hatten, wurden sie von einem Hund aufgeschreckt und, von Entsetzen gepackt, stoben die Rinder in alle Himmelsrichtungen davon.
Tag und Nacht waren mehrere Helfer im Einsatz, um die Ausreißer mit den Händen einzufangen. Bis auf drei Tiere gelang das auch. Sie irrten in den heimischen Wäldern umher. Ein Rind konnte von einem Hünhaner Landwirt gefangen werden.
Mehrfach überquerten die beiden anderen Tiere die damalige Zonengrenze, die noch nicht mit einem Draht gesichert war. Sie wurden von den Vopos wieder zurückgetrieben. Mehrere Treibjagden mit teilweise über 70 Helfern blieben erfolglos. Nach einiger Zeit standen die Rinder in einem Waldstück bei Eckweisbach. Dort wurden sie an einen Futterplatz gewöhnt, den sie wegen der strengen Kälte annahmen. Über dem Futterplatz hatte der Besitzer der Tiere einen Hochsitz errichtet, von dem aus er versuchte, die Tiere mit einer Seilschlinge einzufangen.
Inzwischen beschäftigten die Tiere verschiedene Verwaltungsstellen. Hier kam man auf die Idee, die Rinder von „Original Cowboys“ einfangen zu lassen. Ein entsprechendes Ersuchen der Landespolizei war an das 14. US-Panzerregiment in Fulda herangetragen worden. Am 26.01.1962 wurde auch dieser vergebliche Versuch aufgegeben.
Schließlich baute man um die Futterstelle eine starke Umzäunung aus Maschen- und Stacheldraht, die mit einer Falltür versehen war.
Tatsächlich konnte diese in einem günstigen Augenblick rechtzeitig herabgelassen werden. Allerdings wurde die Stärke der verwilderten Tiere unterschätzt. Während die Zweijährige im Gehege blieb, durchbrach die Dreijährige nach mehreren Anläufen die starke Umzäunung, knickte eine Tanne um und verschwand abermals im Unterholz.
Da alle weiteren Versuche fehlschlugen, wurde Mitte Februar 1962 die Jagd aufgegeben und das dritte Rind erschossen.
Großenbach aber wurde durch „De welle Keeh von Grossemich“ weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt.
Text stammt leicht abgeändert aus dem Buch „Großenbach Dörfliches Leben in neun Jahrhunderten“ von Franz-Josef Kircher.